Textimpressionen


Jeder für sich und doch nicht allein. In der Geborgenheit, dass wir alle dasselbe Ziel, nämlich das Streben nach Liebe und Heilung, haben, die persönliche Geschichte aufarbeiten zu können. Leichtigkeit und Spaß bei schweren Themen. 
Als Buchtitel für den Workshop ist mir spontan die Überschrift in den Sinn gekommen:
"Mein Leben in Bild und Ton".

Margalit (Kommentar zum Workshop im Zentrum im Werd April 19)



Haikus

 

Osterspaziergang

Weiße Kniestrümpfe im Sonnenschein

Dann sind sie schmutzig

 

Stofftiergeheimnis

Das Bett wackelt, aus jetzt!

Dann bin ich stille

 

Ursula

 

 

So verstrickt im Tun

ruheloser Traumjäger

... niemals geborgen

 

Jürg

 

Ein Ohrring von Dir

wer hättest Du sein können

als meine Mutter

 

I.

 

Sie wandelte unzählige Tage

und Nächte im Paradies, doch

Zärtlichkeit traf sie nie

 

Rainer

 

stolz und unbeugsam

trotzt der baum den wirbelstürmen

leise zerbricht das herz

 

zärtlich streichst du

das haar aus der Stirn und gehst fort

zigarettenrauch

 

Dagmar

 

Meine Frühlingserinnerungen in Buchtiteln:
"Sumpfdotterblume, Buschwindröschen und Frühlingsknotenblume - die Kärntner Blumenwiese für Kinder" - ein Naturführer von Prof. Dr. Maiglöckchen (1989-92)
 "Hallo da bin ich - ab jetzt heißt Frühling Kindergeburtstags und Muttertagsgedichte" - eine Gebrauchsanweisung für Mama, von Simon (2007)
"Vulkanausbruch, Fanesca und Mariachi-Musik oder das Frühlingserwachen in Ecuador" - ein Reisebericht von Pablo Viajamucho (2006)

Melanie


Automatisches Schreiben:

 

Keith Jarrett - Köln Concert, 1993 im Sommer, Alex K. lebt noch und ist Hals über Kopf in mich verliebt. Er beglückt mich fast täglich mit Briefen, voller Gedichte und Prosa in Spanisch und deutsch, handgeschrieben oder auf der Reiseschreibmaschine getippt, hoch emotional, intellektuell, unverständlich. Er hat eine Freundin und ich bin in René verliebt in der Schweiz, wo auch Alex und seine Schwester in einer Pizzeria arbeiten. Die beiden fühlen sich ausgenutzt und kämpfen den Arbeitskampf um die Gerechtigkeit, in dem sie Pizza stehlen am laufenden Band und die Kassa plündern. Es ist heiß und ich fahre sie alle besuchen. René, den ich liebe, Alex, der mich liebt und seine Schwester, die ihn liebt. Und dazu spielt Keith Jarrett das Köln Konzert, von Alex an mich geschickt, dramatisch, emotionsgeladen, voller Tränen und Sex. Alex ist der Mann, der mich am meisten berührt hat, sinnlich, sinnbildlich, ohne je mit ihm geschlafen zu habe, alles voller Sehnsucht und Kreativität und Liebe und Lust, wie auch das Köln Konzert für mich geschrieben, für mich komponiert, für mich gespielt. Und ich unklar und voller Angst und voller Gefühl, keine Gelassenheit. Ein Sprung in die Limmat, eiskalt und erfrischend, in der Sonne am Holzsteg liegend, Gespräche über alles und nichts. Und ich so jung und besserwisserisch: Selbstmord ist keine Option, weil selbstsüchtig und egoistisch, ohne Mitleid mit den Zurückgebliebenen. Und Alex, der den echten Versuch schon hinter sich hatte, mit Benzin übergossen im Wald, gerettet durch Spaziergänger, sein restliches kurzes Leben voller Narben und Erinnerungen. Sein weiterer Versuch, sich in Italien im Meer zu ertränken, hat auch nicht funktioniert. Und Jahre später hat er es dann geschafft, alleine im Wald, ohne Mitleid mit den Zurückgebliebenen, dem Kind und der Frau. Sein Schicksal selbst bestimmt. Ich habe trotzdem geweint. Er hatte sich abgewandt, nachdem ich mich zugewandt habe. Eine Bewegung, die ich kenne in meinem Leben.

Renate

BildImpressionen

Fotos von Bert Schifferdecker, Brunnenpassage und Oliver Schrader


Mamas Stöckelschuhe:

 

1975_Auf dem Weg nach Venezuela

 

Mama darf es nicht bequem haben. Sie muss immer ordentlich sein. Gebügelt, faltenlos, ohne Löcher und Laufmaschen – dafür mit Anstand.

 

 

 

Wer hat sie da fotografiert am Flughafen von Schwechat im Jahre 1975 mit ihren drei Kindern auf dem Weg in eine neue Welt? Mama ist etwas überfordert. Man sieht, dass wir nicht gänzlich zu kontrollieren sind. Sehr putzig und sehr gefährlich, es kann jeden Moment, passieren, dass wir aus der Form fallen und uns danebenbenehmen in drei, vier, fünf verschiedenen Richtungen. In Wahrheit unkontrollierbare Energiebündel. Frech, lustig, ohne Arg - aber listig. Und zwitscher zwitscher,  flatter flatter, hüpf hüpf sind wir schon in alle Richtungen geflogen und Mama muss Papa Rede und Antwort stehen für unser Fehlverhalten, an dem sie irgendwie schuld ist – denn sie ist ja die Mutter. 

Ursula

 

 


Herz
pulsierendes Herz
pulsierendes Herz Schwingungen
tröstet pulsierendes Herz Schwingungen
Herz
 
Geheimnis
Gesicht Licht
Schattenseite Geheimnis Gesicht
Geheimnis Gesicht Licht Schattenseite
Licht
Regina Riss (Elfchen zu "Frühling", Zentrum im Werd April 19)